¡Vamos caballeros!

Veröffentlicht auf von Dominic Blank

Ca. 1 Stunde ausserhalb von Bogotá liegt das kleine, aber beschauliche Dorf "San Francisco". Angekündigt als "Integrations und Willkommenstrip" ging es mit einigen Kollegen in die Finca eines Selbigen. Geplant war ein Wochenende voll von gutem kolumbianischen Essen, Rum & Schnaps  (Aguardiente), reiten, Spass, kolumbianischen Essen und wiederum Rum & Schnaps... Ich glaube, in der Reihenfolge haben wir auch angefangen, wobei der Spass immer da war.
Nach gemeinsamen Einkauf aller Getränke und Zutaten, ging es am Samstag Mittag mit bester Laune in das kleine Dorf. Schon bei der Durchfahrt durch den Ortskern wurde einem bewusst: Wir sind auf dem Land! Die Menschen sitzen auf der Strasse, trinken ihr Bierchen, hören Musik und natürlich auch der Sombrero darf nicht fehlen. Angekommen in der Finca, die rustikal, mit Hängematte und bester Aussicht ausgestattet war, gabs den ersten Snack und natürlich einen Schluck aus der Flasche. Was danach folgte waren 5 Stunden Reitvergnügen durch die Berge, das Dorf und wieder zurück zur Finca. Sollte ab und zu auf den Bildern mal eine Wasserflasche zu sehen sein, lasst euch nicht täuschen! Da wurden natürlich die Stimmungsmacher eingefüllt... Lediglich die Musik hat gefehlt, denn normalerweise reitet ein kleines Pferd mit, dass nur die Musik trägt. Daran, hatten wir aber im Vorfeld nicht gedacht. Aber egal, denn auf der Rücktour in die Finca kreuzte eine "Autodisco" ganz zufällig unseren Weg, das uns dann bis zur Finca für 1 1/2 Stunden begeleitet hatte! Natürlich rauschten auch da Vallenato und andere, beste kolombianische Klänge durch die Boxen... Das war auch gleichzeitig der Beste Teil vom ganzen Reitausflug. Zum Nachtanbruch durch die Berge, begleitet von Musik und guter Laune (nicht vergessen, die Lustmacher in den Wasserflaschen...:-)) zu reiten, war schon ein sehr geiles Gefühl. Das hat dann was, von einem Freiheitsgefühl, das selbst in den Staaten nicht so ausgeprägt war.... Die Bilder und nachfolgendes Video, gibt das vielleicht annähernd nachfühlbar wieder...

Video Caballeros:
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Was die da spielen, ist traditionell kolumbianisch und vermehrt auf dem Land vertreten. Ziel ist es, eine kleine Kugel aus Schwarzpulver am anderen Ende zu treffen, die beim Aufschlag explodiert und nen kleinen Knall ergibt- Das Zeichen für den Sieg. Wichtig und obligatorisch ist aber, das man vorher einen Kasten Bier kauft und bei jedem Wurf trinkt...
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Angekommen in der Finca ging es sofort ans "Asado"- Grillen. Auch hier könnt ihr die Bilder sehen. Geschmeckt hats wirklich gut und natürlich wurde wieder geteilt. Sei es Mais, Fleisch oder was auch immer: Alles wird kleingeschnitten und auf einen Teller gelegt, so dass sich anschliessend alle um einen Tisch sammeln...
Bekocht wurden wir, ausgenommen dem Grillen, immer von einer "Muchacha", einer angestellten Hausdame, wie sie was jede kolumbianische Familie hat (so wie ich übrigens auch:-)). Das heisst, wir konnten uns schööön an den gemachten Tisch setzen und mussten nur eines selbst: Essen und Trinken.

Exkurs zur kolumbiansiche Kultur:
Ich hatte in den letzten 2 Wochen vermehrt Gespräche mit Taxifahrern, Kollegen und Leuten die in Europa studiert haben, was die kolumbianische und die deutsche Kultur angeht: Sehr interessant. Der Deutsche wird allgemein hin als "quadratisch" gesehen. D.h. wir sind sehr organisiert, diszipliniert, aber auch kalt und "wissen am Montag schon, was wir wann, wo und mit wem am Freitag machen werden". Auch das wir Berufsleben sehr strikt vom Privatleben trennen... Bedingt durch Siemens, haben die Leute hier vor Ort natürlich des Öfteren Kontakt mit Deutschen, bzw. arbeiten mit welchen zusammen. Ich habe die Leute mal gefragt, was sie unter Kultur verstehen. Als Antort kam: "Essen, Muaik, Tanz und Sitten". Vielleicht haben die Kolumbianer sogar eine ausgeprägtere Kultur als wir. Man darf nicht die Städte, noch die Geschichte miteinander vergleichen. Generell, kann man nichts vergleichen, das geht wirklich nicht. Natürlich ist Berlin z.B. viel schöner als Bogota oder vielleicht auch jede andere Grossstadt in Südamerika. Die Architektur und die vielen verschiedenen Stadtbezirke. Sowas gibt es hier nicht. Doch auch Architektur gibt es, nur andere, jüngere. Auch, dass die Infrastruktur nicht so ausgeprägt ist, ist verständlich... das ist hier eben kein 1. Welt Land...  Die Menschen leben hier ihre Kultur aus. Auf der Strasse kann es schon mal passieren, dass sich Menschen beim Gespräch beteiligen und dich einfach ansprechen. Die Taxifahrer und sowieso jeder Kolumbianer schwärmt für sein Land. Ist in Berlin die Elektroszene ganz gross, wird hier fast ausschliesslich Merengue, Salsa etc. getanzt. Stühle, gibt es selten, denn jeder tanzt und überall! Auch im Büro wird sich schonmal mit einem Kuss begrüsst und es fallen die Worte "Hallo mein Herz" oder "Mi amor". Der Umgang ist im Allgemeinem sehr herzlich, mit weniger Distanz. So auch beim Tanzen, das kann man gar nicht vergleichen. Es wird eben ganz eng getanzt, egal ob Freunde oder Freund/ Freundin.
Auch jedes Gespräch muss mit einem kleinen Small Talk anfangen, zum aufwärmen halt: Man kommt hier nicht gleich zum Thema! So nach dem Motto: "Äh, wat willstn nun...". Trotz dessen, sind die Leute nicht oberflächlich. Wenn gesagt wird, "ich rufe dich an", wird angerufen. Beim Training hat mir jemand angeboten, mit ihm feiern zu gehen. Am nächsten Tag stand er vor mir im Büro. Auf dem Weg zum Fussball hat ein Taxifahrer angefangen, mir von dem Leben in seinem Bezirk zu erzählen. Wie die Leute dort Mikrofussball spielen, die Wochenenden verbringen. Anschliessend hat er mir angeboten mich mal mit dorthin zu nehmen und anschliessend feiern zu gehen.
Ausserdem nehmen`s die Leute hier gelassen, alles. Läuft was nicht wie geplant, "gut, so ists eben, nächstes Mal wirds anders...". Wobei diese Einstellung an der Küste noch stärker sein soll. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Problem mit der FARC und den vielen Menschen, die immernoch in halber Armut leben, präsent ist. 
Da ist es schon erstaunlich, mit einer welchen Lebenslust die Menschen ihr Land vertreten. Auch die Einstellung zum Fussball ist der Wahnsinn. Obwohl auf niedrigem Niveau, sind die Leute verrückt danach. Besonders bei der Nationalmannschaft- auch die Frauen! Da werden im Supermarkt die Fernseher angeschaltet und alles steht schon mal kurz still.
Wie schon erwähnt, hat darüberhinaus fast jede kolumbianische Familie eine Muchacha, eine Putzfrau. Die kocht, macht sauber, etc. und das jeden Tag die Woche. Manchmal wird die sogar mit in den Urlaub genommen. Die sind eben billig und viel vorhanden (nicht vergessen, die Unterschicht ist hier grösser). Im Haushalt wird kaum was selbst gemacht. Die Kinder ziehen übrigens meistens erst aus, wenn sie heiraten. Gilt bei uns der Gedanke selbständig zu werden, sollen hier die Kinder fürs eigene Haus sparen bis sie heiraten und daher im Haus der Eltern wohnen bleiben. Wer hier mit 20 auszieht wird schief angeschaut und es wird geschlussfolgert, dass was mit den Eltern nicht gestimmt haben muss.
Nochmal zurück zur Geschichte. In Kolumbien gibt es die ältesten Städte Südamerikas. Ich glaube, das ist "Santa Marta", an der Küste. Da wird die Reise auch mal hingehen. Beieindruckend ist, dass nur einige km entfernt von diesen Städten noch Indiandervölker wohnen, die in ihren Tippis hausen. Das sind auch die Vorfahren von den Kolumbianern. Man kann hier neben Wüste und Amazonas, auch Zivilbevölkerung neben Ureinwohner finden- Vielfalt. Das solls aber sein, von meinem kleinen Exkurs zum "deutsch-kolumbianischen" Kulturverständnis. Interessant ist das...
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E
Wenn dir Bilder mich mal nich stark an Kreuzbergs dunkltse Ecken errinnern:)ich hoffe dir gehts gut soweit weg von zuhause..hast schon die ein oda andere zauberhafte lady getroffen oda bist so schwer mit anderen Dingen beschäftigt??<br /> Wie lang geht dein Trip jetz noch..oda hast vor vlt doch noch ein bissl länger die Aussicht zu genießen..?!<br /> Wünsch dir noch ne geile Zeit in deiner Welt ;)) denn du weisst ja..das is ok..man kennt uns dort:D<br /> <br /> LG aus Börlinn-City,,, Borris
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L
Das mit der sehr späten Selbstständigkeit habe ich auch von den Mexikanern gehört. Das scheint in Latein- und Südamerika so üblich zu sein. Ein Brasilianer hat doch heute im Unterricht tatsächlich behauptet, er koche nicht, die Küche sei für die Frauen. Er hat dabei keine Miene verzogen. <br /> Mir hat der Exkurs gefallen. Beim nächsten Mal bitte Infos zum Gesundheits, Steuer-, Sozial- und Schulsystem in Kolumbien. <br /> Übrigens: Hier ein sehr aufreißerischer Artikel über Korruption in Neuruppin aus der Berliner Zeitung http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts7462.html<br /> <br /> <br /> Außerdem war Neuruppin auch heute wieder in der Tagesschau. Das ist die Stadt in Deutschland, wo das mit dem Korruptionsschutz immer noch nicht so hin haut.
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